KTM: Ein Traditionsunternehmen am Abgrund
Veröffentlicht am 04.12.2024

Die Sonne steht tief am Horizont über Mattighofen. Wo einst Motorräder vom Band rollten, herrscht nun gespenstische Stille. Stefan Pierer, der Patriarch des österreichischen Motorradriesen KTM, muss Zahlen verbuchen, die seinen Lebenstraum zu zerbrechen drohen. 1,8 Milliarden Euro Schulden, laut internen Verlautbarungen gut 130.000 unverkaufte Motorräder als Lagerbestand und eine Branche, die sich rasant verändert. Die Rahmenbedingungen für die Zukunft sind alles andere als gut.

Die Geschichte von KTM ist eine von Aufstieg und Fall. Noch vor wenigen Jahren galt das Unternehmen als Vorzeige-Motorradhersteller, der mit seiner Dynamik und Innovationskraft die Herzen von Motorradfans weltweit eroberte. Und sich ob seines ambitionierten Sport-Engagements stets als hochdynamischer Player zu inszenieren wusste. Heute steht das Unternehmen vor dem wirtschaftlichen Aus.
Die Krise nimmt Fahrt auf
Die Wurzeln der Katastrophe reichen tief. Während der Pandemie erlebte KTM einen beispiellosen Boom. Die Verkaufszahlen schnellten in die Höhe, die Produktion wurde massiv hochgefahren. Doch als die Nachfrage einbrach, rächte sich diese Strategie bitter. 265.000 Motorräder wurden 2024 verkauft - zu wenig, um die gigantischen Lagerbestände abzubauen.
Der US-Markt, einst Hoffnungsträger, erwies sich als Falle. Die Nachfrage ging zurück, die Produktionskosten in Österreich fraßen die Wettbewerbsfähigkeit auf. Gleichzeitig drängten chinesische Hersteller mit aggressiven Preisen auf den Markt.
Der Todesstoß
Im November 2024 wurde die Schmerzgrenze erreicht. Ein hoher dreistelliger Millionenbetrag fehlte plötzlich in der Kasse. Verhandlungen mit dem indischen Kernaktionär Bajaj scheiterten. Die Produktionskosten fraßen die Gewinne auf, Qualitätsprobleme verschärften die Krise.
Die Zahlen sind ernüchternd: Der Umsatz brach um 27 Prozent ein, die Verschuldung stieg von 300 Millionen auf 1,5 Milliarden Euro. Selbst Preisrabatte von 20 Prozent konnten den Absturz nicht verhindern.
Der Weg in die Insolvenz
Am 29. November 2024 war es soweit: KTM reichte den Insolvenzantrag ein. 3.623 Mitarbeiter bangen um ihre Existenz. Die Produktion wird von Weihnachten bis Februar komplett stillstehen. Ein Sanierungsplan soll innerhalb von 90 Tagen Rettung bringen - mit einer Gläubigerquote von 30 Prozent.
Stefan Pierer kämpft um sein Lebenswerk. Ob ihm die Rettung gelingt, ist mehr als fraglich. Die Motorradwelt hält den Atem an.
Fazit: Ein Menetekel für die Branche
• KTM steht vor dem größten Umbruch seiner Geschichte, ein Überleben ist ungewiss
• 1,8 Milliarden Euro Schulden belasten das Unternehmen
• 300 Arbeitsplätze werden unmittelbar gestrichen
• Die Produktion ruht von Dezember bis Februar
• Eine Sanierung ist nur mit massiven Einschnitten möglich