Türkischer Motorradmarkt boomt: Rekordverkäufe und Weltmeister-Euphorie

Veröffentlicht am 11.03.2025

Stephan Krückel Stephan Krückel

Der türkische Motorradmarkt erlebt einen beispiellosen Aufschwung. Mit einem beeindruckenden Wachstum und 1,16 Millionen verkauften Motorrädern im Jahr 2024 hat sich die Türkei auf Platz 10 der globalen Zweiradmärkte katapultiert.

Der Gewinn des Weltmeister-Titels in der Superbike-WM 2024 durch den Türken Toprak Razgatlioglu bescherte dem Land eine Art Zweirad-Euphorie.
Der Gewinn des Weltmeister-Titels in der Superbike-WM 2024 durch den Türken Toprak Razgatlioglu bescherte dem Land eine Art Zweirad-Euphorie.      Foto: BMW Motorrad

Die türkische Motorradindustrie trotzt den wirtschaftlichen Herausforderungen des Landes. Obwohl die türkische Wirtschaft zuletzt nur mäßig zulegte und unter den Erwartungen blieb, zeigt der Motorradmarkt eine völlig gegensätzliche Entwicklung. Wie Branchenanalysten berichten, setzte sich der dramatische Anstieg der vergangenen drei Jahre auch 2024 ungebremst fort.

Paradoxerweise scheint gerade die hohe Inflation, die im Mai 2023 einen Höchststand von 75% erreichte und im Juli auf 62% zurückging, den Konsum im Mobilitätssektor anzukurbeln. Trotz Anhebung des Leitzinses durch die Zentralbank von 8,5% auf zeitweise 50% seit Juni 2023, um die Nachfrage zu dämpfen, boomt der Motorradmarkt weiterhin.

Neue Marktführer und überraschende Aufsteiger

Im Wettbewerb der Hersteller hat sich die Rangordnung deutlich verschoben. Nach Angaben von Fachanalysten führt nun Kuba, ein türkischer Hersteller mit Fokus auf leichte Motorräder und Roller, mit einem Verkaufsplus von 36,0% den Markt an. Der japanische Weltmarktführer Honda folgt mit einem beeindruckenden Zuwachs von 82,8% auf dem zweiten Platz, dicht gefolgt von Mondial, einer ursprünglich italienischen Marke, die in der Türkei unter Lizenz produziert wird und ein Plus von 34,5% verzeichnet.

Eine Überraschung lieferte der indische Hersteller TVS Motor, der erst kürzlich in den türkischen Markt eingestiegen ist und mit seinem Portfolio an kostengünstigen Kleinmotorrädern ein Wachstum von 70,5% erreicht hat. RKS, ein lokaler türkischer Hersteller mit Schwerpunkt auf günstigen Stadtmotorrädern, musste hingegen Einbußen von 20,5% hinnehmen, während Arora, ebenfalls ein türkischer Produzent im Einstiegssegment, ein Plus von 11,7% verzeichnen konnte.

Toprak Razgatlioglu: Nationalheld und Markenbotschafter

Eine bedeutende Rolle für das wachsende Selbstbewusstsein des türkischen Motorradmarktes spielt der zweifache Superbike-Weltmeister Toprak Razgatlioglu. Der 28-jährige Türke, der 2024 sensationell den Titel auf einer BMW M 1000 RR errang, hat sich als erster türkischer Fahrer in der Geschichte der Superbike-Weltmeisterschaft verewigt.

Sein Wechsel von Yamaha zu BMW und der anschließende Titelgewinn haben nicht nur die Marke BMW in der Türkei populärer gemacht, sondern auch das allgemeine Interesse am Motorradfahren im Land gesteigert. “El Turco”, wie er auch genannt wird, hat mit seinem Erfolg die Türkei endgültig auf die Landkarte des internationalen Motorsports gesetzt.

Razgatlioglu, der bereits 2021 seinen ersten WM-Titel auf Yamaha gewann, brach in der Saison 2024 mehrere Rekorde, darunter 13 aufeinanderfolgende Siege – eine beispiellose Leistung in der Geschichte der Superbike-WM. Trotz einer schweren Verletzungspause nach einem Sturz in Magny-Cours kehrte er triumphierend zurück und sicherte sich den Titel beim Saisonfinale in Jerez.

Fazit: Türkischer Motorradmarkt auf der Überholspur

  • Der türkische Motorradmarkt erreichte 2024 mit 1,16 Millionen verkauften Einheiten einen neuen Rekord und kletterte auf Platz 10 der weltweiten Rangliste
  • Neue Marktführer: Kuba (+36,0%), Honda (+82,8%) und Mondial (+34,5%) dominieren den Markt
  • Lokale Hersteller wie Kuba und Arora behaupten sich erfolgreich gegen internationale Konkurrenz
  • Toprak Razgatlioglus zweiter WM-Titel 2024 auf BMW beflügelt das Interesse am Motorradfahren in der Türkei
  • Der Motorradmarkt trotzt den wirtschaftlichen Herausforderungen und profitiert paradoxerweise von der hohen Inflation im Land