Dramatischer Einbruch bei Motorrad-Neuzulassungen im ersten Quartal 2025

Veröffentlicht am 08.04.2025

Stephan Krückel Stephan Krückel

Die Motorradbranche erlebt einen historischen Rückgang: Im ersten Quartal 2025 sind die Neuzulassungen von Krafträdern in Deutschland deutlich eingebrochen. Die neue Euro 5+ Norm zeigt drastische Auswirkungen auf den Markt. Und die generelle Verunsicherung der Verbraucher dürfte ihr Scherflein zur Lage beitragen.

Der Motorradmarkt ist in diesem Jahr noch weit vom Vollgas-Modus entfernt, was die Zulassungszahlen angeht.
Der Motorradmarkt ist in diesem Jahr noch weit vom Vollgas-Modus entfernt, was die Zulassungszahlen angeht.      Foto: KTM

Der deutsche Motorradmarkt durchlebt aktuell eine beispiellose Talfahrt. Nach den neuesten Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) wurden von Januar bis März 2025 insgesamt nur 31.041 motorisierte Zweiräder neu zugelassen. Dies entspricht einem dramatischen Rückgang von etwa 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. In diesen Zahlen sind auch vierrädrige Kraftfahrzeuge und Dreiräder enthalten.

Besonders hart traf es die Leichtkrafträder (125er), deren Neuzulassungen im ersten Quartal massiv zurückgingen. Auch die Krafträder über 125 Kubikzentimeter, die den größten Marktanteil ausmachen, verzeichneten einen deutlichen Rückgang.

Euro 5+ als Hauptursache für den Markteinbruch

Der Hauptgrund für diesen massiven Einbruch liegt in der Einführung der Euro 5+ Abgasnorm, die seit dem 1. Januar 2025 gilt. Bekanntlich können seit Jahresbeginn ausschließlich Motorräder neu zugelassen werden, die diese strengere Norm erfüllen. Dies hatte bereits Ende 2024 zu einem regelrechten Zulassungsboom geführt, da Hersteller und Händler versuchten, ihre Lagerbestände mit Euro 5-Modellen noch vor dem Stichtag in den Markt zu bringen.

“Das war absehbar”, kommentiert ein Branchenkenner die aktuelle Situation. “Aufgrund der Umstellung auf Euro 5+ haben die Motorrad-Hersteller reihenweise Tageszulassungen vorgenommen, um Maschinen ohne Euro 5+ Homologation in diesem Jahr überhaupt noch verkaufen zu können.”

Die Auswirkungen zeigten sich bereits im Januar 2025 deutlich: Lediglich 2.167 Krafträder (ohne Roller und 125er) wurden zugelassen – ein Rückgang von 51 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Februar setzte sich dieser Trend fort mit 8.951 Neuzulassungen, was einem Minus von 49 Prozent gegenüber Februar 2024 entspricht. Der März brachte mit 19.723 Neuzulassungen zwar eine deutliche Steigerung gegenüber den Vormonaten, lag aber immer noch 32,8 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Bemerkenswert ist auch die Dominanz einzelner Hersteller in den Zulassungsstatistiken: In den Top 10 der Neuzulassungen im Januar 2025 befanden sich ausschließlich Modelle von BMW und Honda. Unter den sechs meistverkauften Motorrädern waren sogar fünf von BMW – ein Novum in der deutschen Zulassungsgeschichte.

Rückblick: Rekordjahr 2024

Der aktuelle Einbruch folgt auf ein außergewöhnlich starkes Jahr 2024, in dem der Motorradmarkt in Deutschland neue Rekorde verzeichnete. Mit insgesamt 251.169 Neuzulassungen in allen Klassen wurde das beste Ergebnis dieses Jahrhunderts erzielt – ein Plus von 13,1 Prozent gegenüber 2023. Allein bei den Krafträdern über 125 Kubikzentimeter wurden 152.704 Neuzulassungen registriert, was einem Anstieg von 21,5 Prozent entsprach.

Dieser Boom war jedoch maßgeblich durch die bevorstehende Einführung der Euro 5+ Norm getrieben. Insbesondere in den letzten Monaten des Jahres 2024 wurden zahlreiche Motorräder mit hohen Rabatten angeboten und von Händlern selbst zugelassen, um sie auch nach dem Stichtag noch verkaufen zu können.

Ausblick: Goldene Zeiten für Käufer?

Für potenzielle Motorradkäufer könnte die aktuelle Situation durchaus Vorteile bieten. Tausende Motorräder mit Tageszulassungen stehen nun auf den Höfen der Händler und wollen verkauft werden. “Goldene Zeiten für Motorrad-Käufer, denn der Abverkauf der ‘Nicht-Euro5+ Bikes’ dürfte mit kräftigen Rabatten einhergehen”, prognostiziert ein Marktbeobachter.

Das große “Aber” folgt auf dem Fuß: Die aktuelle Weltwirtschaftslage mit einem drohenden globalen Handelskrieg verunsichert die Verbraucher. Kaufzurückhaltung ist dabei ein ernstes Begleitphänomen. Experten erwarten deshalb, dass die Neuzulassungszahlen in den kommenden Monaten weiterhin unter Druck bleiben werden, bis die vorhandenen Lagerbestände abverkauft sind, der Markt wieder zu einem normalen Rhythmus zurückfindet und die Weltwirtschaft zu stabileren Verhältnissen zurückkehrt. Ein Trend für das Gesamtjahr dürfte sich erst auf Basis der Zahlen für die traditionell starken Monate April und Mai abzeichnen.

Fazit: Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick

  • Drastischer Einbruch: Neuzulassungen im ersten Quartal 2025 um etwa 40% gesunken
  • Ursache Euro 5+: Neue Abgasnorm führt zu Marktverwerfungen
  • Leichte Erholung im März: Mit 19.723 Neuzulassungen deutlicher Anstieg gegenüber den Vormonaten
  • Rekordjahr 2024: Mit über 250.000 Neuzulassungen bestes Ergebnis des Jahrhunderts
  • Käufermarkt: Große Bestände an Tageszulassungen versprechen attraktive Rabatte