KTM: Produktionsstopp und Finanzkrise – Wie geht es weiter?
Veröffentlicht am 26.04.2025

Die Krise beim österreichischen Motorradhersteller KTM spitzt sich weiter zu. Nach einem kurzen Produktionshoch steht das Werk in Mattighofen erneut still. Was steckt hinter den Problemen – und gibt es einen Ausweg?

Nach Angaben mehrerer Branchenmedien hat KTM am Donnerstagmorgen die Belegschaft über einen erneuten Produktionsstopp informiert. Der neue CEO Gottfried Neumeister erklärte per Videobotschaft, dass „fehlende Komponenten“ ausbleibender Zulieferungen den Betrieb bis mindestens Ende Juli lahmlegen. Die Produktion, die erst Mitte März nach einem monatelangen Stillstand wieder angelaufen war, musste somit bereits nach wenigen Wochen erneut gestoppt werden. Die Maßnahme betrifft das Stammwerk in Mattighofen und soll laut Unternehmensangaben rund 90 Tage andauern. Neumeister begründete die Entscheidung mit massiven Problemen in der Lieferkette: „Bei manchen kritischen Teilen gibt es Lieferzeiten von bis zu 20 Wochen – dafür hat zuletzt die Vorlaufzeit gefehlt.“ Die Vereinbarung einer 30-Stunden-Woche für die Belegschaft soll weitere Kündigungen verhindern, wie KTM mitteilt.
Die Hintergründe sind komplex: Nach der Insolvenzmeldung im November 2024 hatten zahlreiche Zulieferer ihre Lieferungen an KTM eingestellt, da der Hersteller seine Rechnungen nicht mehr begleichen konnte. Ein Sanierungsplan, der eine Rückzahlung von 30 Prozent der aufgelaufenen Milliarden-Schulden vorsieht, wurde von den Gläubigern zwar akzeptiert – doch die Umsetzung gestaltet sich schwierig. Bis zum 23. Mai muss KTM rund 600 Millionen Euro an die Gläubiger überweisen, um die Insolvenzauflagen zu erfüllen. Das Unternehmen zeigt sich laut eigenen Angaben weiterhin zuversichtlich, die Mittel rechtzeitig bereitstellen zu können.
Auch auf Konzernebene spitzt sich die Lage zu: Die Pierer Mobility AG, Muttergesellschaft von KTM, hatte für den 25. April eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen. Dort sollten Maßnahmen zur Kapitalbeschaffung beschlossen werden, um das Eigenkapital zu stärken. Ein Investment des indischen Partners Bajaj in Höhe von 200 Millionen Euro steht im Raum, von dem bereits 150 Millionen Euro in die Produktion geflossen sind. Weitere Aktien sollen ausgegeben werden, um zusätzliches Kapital zu generieren. Dennoch musste die Pierer Mobility AG jüngst mitteilen, dass die geplanten Kapitalmaßnahmen nicht wie vorgesehen umgesetzt werden können – eine Alternative wird derzeit geprüft.
Die wirtschaftliche Situation bleibt angespannt: 2024 sank die Produktion in Mattighofen auf 150.000 Motorräder, gegenüber 200.000 im Vorjahr. Weltweit wurden 292.000 KTM-Motorräder verkauft – ein deutlicher Rückgang nach dem Überangebot der vergangenen Jahre. Hohe Lagerbestände, aggressive Rabatte und der Preisverfall setzen das Unternehmen weiter unter Druck.
Trotz aller Schwierigkeiten hält KTM an Innovationsplänen fest. Für 2025 ist die Präsentation eines neuen Modells angekündigt, das mit dem stärksten Einzylinder-Serienmotor der Welt neue Maßstäbe setzen soll. Auch Tochtermarken wie Husqvarna wollen mit neuen Modellen auf den Markt kommen. Doch die Zukunft des Traditionsherstellers bleibt ungewiss – alles hängt davon ab, ob die nötigen Finanzmittel aufgebracht werden können und die Lieferketten wieder stabil laufen.
Fazit:
- KTM muss die Motorradproduktion in Mattighofen bis Ende Juli 2025 erneut stoppen – Grund sind fehlende Zulieferteile.
- Die finanzielle Lage bleibt kritisch: 600 Millionen Euro müssen bis Ende Mai an die Gläubiger gezahlt werden.
- Geplante Kapitalmaßnahmen der Muttergesellschaft Pierer Mobility AG verzögern sich, Alternativen werden geprüft.
- Die Produktion und der Absatz sind im Vergleich zu den Vorjahren stark eingebrochen, massive Rabatte und Preisverfall belasten das Geschäft.
- Trotz der Krise plant KTM die Markteinführung neuer Modelle, doch die Zukunft des Unternehmens bleibt unsicher.