Zweiradmarkt Halbjahresbilanz 2025: Angespannte Lage

Veröffentlicht am 15.07.2025

Stephan Krückel Stephan Krückel

Nach einem von Stabilität geprägten Vorjahr geriet der Markt für motorisierte Zweiräder in Deutschland zu Beginn des Jahres 2025 deutlich unter Druck. Gründe hierfür sind nach Angaben von Branchenexperten vor allem massive Vorzieheffekte, eine zunehmend angespannte Konjunktur und ein zurückhaltendes Konsumverhalten. Die daraus resultierenden Bremsspuren sind im gesamten Markt und insbesondere in allen klassischen Zweiradsegmenten spürbar.

Von Vollgas-Betrieb mag man angesichts der Performance des deutschen Zweiradmarkts in diesem Jahr noch nicht sprechen. Doch warten wir ab, was das zweite Halbjahr zu bieten hat.
Von Vollgas-Betrieb mag man angesichts der Performance des deutschen Zweiradmarkts in diesem Jahr noch nicht sprechen. Doch warten wir ab, was das zweite Halbjahr zu bieten hat.      Foto: BMW Motorrad

Wie Branchenbeobachtungsdienste wie Motorcyclesdata oder der Industrieverband Motorrad (IVM) mitteilen, wurden im ersten Halbjahr 2025 insgesamt knapp 104.000 neue motorisierte Zweiräder deutschlandweit zugelassen. Das entspricht einem deutlichen Rückgang um rund 21,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Marktexperten führen dies insbesondere darauf zurück, dass Ende 2024 durch Tageszulassungen und Lagerabverkäufe, ausgelöst von der anstehenden strengeren Abgasnorm Euro 5+, der Absatz künstlich nach oben getrieben wurde. Dieser „Vorzieh-Effekt“ habe laut Marktforschern dazu geführt, dass der Markt Anfang 2025 „ausgetrocknet“ und insbesondere das erste Quartal von außergewöhnlich tiefen Rückgängen geprägt worden sei. Im zweiten Quartal schwächte sich dieses Minus zwar ab, konnte den Rückstand aber nicht mehr aufholen.

Marktbeobachter betonen weiterhin das nach wie vor „angespannte Konsumklima“. Wie Branchenanalysten und IVM-Vertreter hervorheben, zählen allgemeine konjunkturelle Unsicherheiten und Sorgen um die Kaufkraft zu den Hauptgründen, warum viele potenzielle Käufer eine Neuanschaffung aktuell aufschieben. „Es herrscht eine breite Konsumzurückhaltung“, heißt es aus Industriekreisen.

Juni als Wendepunkt: Erste Erholung sichtbar

Zum Halbjahresende zeichnete sich indes eine leichte Entspannung ab: Im Juni 2025 registrierte der Zweiradsektor laut Marktexperten erstmals wieder ein Plus von 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Auch wenn das Gesamtergebnis für das erste Halbjahr weiterhin deutlich negativ ausfällt, sehen Branchenbeobachter darin einen Hoffnungsschimmer und sprechen von ersten Anzeichen einer Stabilisierung.

Marken & Modelle: Gewinner und Verlierer im Detail

Im schwierigen Umfeld konnte sich Honda als Marktführer vergleichsweise stabil behaupten und bleibt weiterhin auf Platz eins, auch wenn die Neuzulassungen um knapp fünf Prozent sanken. BMW Motorrad meldete einen Rückgang um rund 20 Prozent, zählt aber mit Modellen wie der R 1300 GS zu den dominierenden Anbietern in der Zulassungsstatistik. Kawasaki und Triumph schnitten mit minus 4,6 beziehungsweise minus 5,3 Prozent im Vergleich zum Gesamtmarkt verhältnismäßig robust ab. Eindeutig stärker betroffen waren Yamaha und Piaggio, deren Neuzulassungen um 22,6 beziehungsweise 19,9 Prozent zurückgingen. Besonders drastische Einbußen mussten KTM und Suzuki mit Rückgängen von teils über 50 Prozent melden, was Branchenbeobachter auf eine wirtschaftliche Schieflage (KTM) sowie interne Umstellungen und Modellwechsel (Suzuki) zurückführen.

Deutliche Segmentverluste

Im Bereich klassischer Krafträder mit mehr als 125 Kubikzentimetern belegt die Statistik einen Zulassungsrückgang von rund 39 Prozent gegenüber 2024. Das Segment der Leichtkrafträder (bis 125 ccm, maximal 15 PS) verlor ebenfalls deutlich mit minus 44 Prozent zum Vorjahr.

Kernaussagen zum 1. Halbjahr 2025 im deutschen Zweiradmarkt:

  • Der deutsche Zweiradmarkt erleidet im ersten Halbjahr 2025 ein deutliches Minus von rund 21,5 Prozent bei den Neuzulassungen – ausschlaggebend sind starke Vorzieheffekte aus 2024 und eine spürbare Konsumzurückhaltung.
  • Im Juni zeichnet sich erstmals eine leichte Erholung ab, der Markt bleibt aber weiterhin deutlich unter Vorjahr.
  • Honda bleibt trotz Rückgängen klare Nummer eins, während sich BMW, Kawasaki und Triumph im Vergleich zum Gesamtmarkt stabiler behaupten.
  • Massive Einbrüche bei Marken wie KTM und Suzuki zeigen, wie unterschiedlich die Marktteilnehmer von der Entwicklung betroffen sind.
  • Die Ursachen für die Marktschwäche bleiben unverändert: Kombination aus Vorzieheffekten, Marktsättigung und wirtschaftlichen Unsicherheiten.