BMW R 12 und R 18 im Doppellook: Woidwerks „Speed Sisters“ als technische Kulturbotschafter

Veröffentlicht am 22.07.2025

Stephan Krückel Stephan Krückel

Wenn Tech-Kult auf Heimatstolz trifft, wird’s individuell – oder kompliziert? Auf den BMW Motorrad Days 2025 sorgen zwei Einzelstücke aus dem Bayerischen Wald für Gesprächsstoff.

Die Väter der „Speed Sisters“: Roland Stocker von BMW Motorrad (li.) und Woidwerk-Mastermind Ralf Eggl.
Die Väter der „Speed Sisters“: Roland Stocker von BMW Motorrad (li.) und Woidwerk-Mastermind Ralf Eggl.      Foto: BMW Motorrad

Die Bühne gehörte ihnen: Zwei umgebaute BMW-Boxer, präsentiert unter dem Projekttitel „The Speed Sisters“, standen im Rampenlicht der BMW Motorrad Days in Garmisch-Partenkirchen. Verantwortlich für die opulente Inszenierung ist die Designwerkstatt Woidwerk von Ralf Eggl – bekannt für aufwändige Custombikes mit Hang zur Detailverliebtheit. Die neu interpretierten Schwestermodelle BMW R 12 und R 18 sollen einerseits die Gene der Cruiser-Modelle betonen, zugleich aber auch mit Eigenständigkeit glänzen. Dabei bedient man sich durchaus bekannter Stilmittel – und einem ordentlichen Heimat-Overkill.

Wie Projektleiter Roland Stocker von BMW Motorrad erklärt, handelt es sich um „Sisters not twins“ – also deutliche Unterschiede im Look bei gleichbleibender DNA. Ein Konzept, das sich nachvollziehen lässt, wenn man die beiden Maschinen nebeneinander sieht:

Die kleinere R 12 präsentiert sich als sportlich-minimalistischer Stadtflitzer mit Bobber-Heck, Alcantara-Sitzbank und 3D-gedruckter Tankblende. Das Fahrwerk wurde um 15 mm angehoben, die schwarze Hattech-Anlage sorgt für einen dumpfen Klang – ganz nach dem Geschmack urbaner Custom-Fans.

Die große Schwester R 18 hingegen wirkt wie eine kraftvolle Hommage an die Touring-Kultur, allerdings mit merklich entschlacktem Tank, freischwebender Sitzbank samt „Targa-Bügel“ und deutlich verbesserter Bremsperformance – dafür sorgen Komponenten der BMW R 1300 GS samt 320-mm-Bremsscheiben. Handarbeit trifft 3D-Druck, CNC trifft Designambition. Details wie die Blinkerhalter an der Schwinge oder der Schwingenabschluss mit Kennzeichenträger zeigen: Die Macher meinen es bierernst.

Was beiden Bikes gemein ist: ein eigenwilliges Farbkonzept in „¾ Weiß, ¼ Grün“ – laut Ralf Eggl eine visuelle Übersetzung der Wetterlage im Bayerischen Wald: „A Dreivierteljahr Winter und a Vierteljahr koid.“ Ob das nun pfiffig-bodenständig oder klischeebeladen daherkommt, bleibt Geschmackssache.

Große Begeisterung beim Publikum der Motorrad Days laut BMW auf jeden Fall dagewesen. Klar: Wer sich mit Customizing auskennt, erkennt schnell den Aufwand, die gestalterische Finesse. Wie Roland Stocker betont, sei Woidwerk „der perfekte Partner für dieses Projekt“, weil Eggl Handwerkskunst mit technischer Raffinesse verbinde. Die dahinterstehende Idee: BMWs Heritage-Modelle nicht bloß zu individualisieren, sondern ihnen kulturellen Tiefgang zu verleihen – handmade aus dem „Woid“.