Intermot 2025: Neue Ausrichtung mit jungen Zielgruppen – eine (nüchterne) Analyse

Veröffentlicht am 11.09.2025

Stephan Krückel Stephan Krückel

Die Intermot will sich im Dezember 2025 als moderner Treffpunkt der Motorrad-Community neu positionieren und legt ihren Fokus auf junge Zielgruppen - und will trendy sein. Angesichts der demografischen Entwicklung in Deutschland, dem anhaltenden Bedeutungsverlust gegenüber der europäischen Leitmesse EICMA in Mailand und der unklaren Ausstellerresonanz erfordert die Neuausrichtung eine kritische Betrachtung.

Digitaler, trendiger, auf neue, vor allem jüngere Zielgruppen ausgerichtet soll die Intermot werden.
Digitaler, trendiger, auf neue, vor allem jüngere Zielgruppen ausgerichtet soll die Intermot werden.      Foto: Intermot

Die Intermot 2025, die vom 3. bis 7. Dezember in der Messe Köln stattfindet, will durch Formate wie den “creator day”, einen “playground” mit Stuntshows, einer “creator lounge” sowie einen 125ccm-“kickstarter”-Bereich verstärkt junge Fahrer zwischen 18 und 30 Jahren ansprechen. Bekannte Influencer und Content Creator wie Mariam Suhk, Viktor Stahl, Nina Londschien und Matthias Betz sollen die Messe für diese Zielgruppe attraktiver machen und eine Brücke zwischen digitaler und realer Welt schlagen.

Herausforderungen durch demografischen Wandel und Messekonkurrenz

Der deutsche Motorradmarkt altert sichtbar, was sich langfristig auf die Zahl der potenziellen jungen Fahrer und damit auf das Besucherspektrum der Messe auswirkt. Gleichzeitig setzen internationale Hersteller verstärkt auf die EICMA in Mailand, die als global bedeutende Leitmesse fungiert und durch ihren Status einen stärkeren Anreiz für Hersteller bietet, dort auszustellen. Vor diesem Hintergrund bleibt fraglich, ob die Intermot mit ihrem Schwerpunkt auf Community-Formate und Social-Media-Präsenz genug Hersteller und Fachpublikum gewinnen kann, um ihre Rolle als wichtiger Marktplatz zu verteidigen.

Unsicherheit bei der Ausstellerresonanz

Ein wesentlicher Indikator für den Erfolg der Intermot wird sein, ob sich ausreichend Hersteller, Zubehöranbieter, Großhändler und Dienstleister für das neue Konzept begeistern lassen. Die Investitionsbereitschaft in Messestände hängt stark von der erwarteten Besucherqualität und -menge ab. Der Fokus auf jüngere Zielgruppen und Creator-Formate könnte zwar neue Impulse setzen, aber noch ist nicht absehbar, ob dieser Ansatz ausreicht, das Interesse der klassischen Industriepartner zu halten oder gar zu erhöhen.

Breites Programm, aber unklare Wirksamkeit

Die Intermot versucht, mit einem vielfältigen Angebot für Einsteiger, Hobbypiloten und Rennsportfans eine breite Zielgruppe anzusprechen. Neben Rennsport- und Community-Events flankieren kulinarische Treffpunkte und Einsteigerangebote das Programm. Dennoch bleibt offen, ob die Fokussierung auf digitale und Lifestyle-Aspekte tatsächlich genügend kaufkräftiges Publikum generiert, um die Messe langfristig wirtschaftlich zu stützen.

Entwicklungsperspektiven und strategische Optionen

Die Frage, ob die Neuausrichtung der Intermot ausreicht, um langfristig als bedeutender Branchentreff zu bestehen, hängt von mehreren Faktoren ab. Zunächst muss die Attraktivität für Aussteller gesichert werden. Nur wenn genügend Hersteller und Zulieferer ihre Neuheiten präsentieren, kann die Messe ihren Branchenfokus behalten. Ohne diese Unterstützung droht eine weitere Schwächung ihrer Rolle. Gleichzeitig muss die Intermot eine ausgewogene Besucherstruktur schaffen, die nicht nur junge Zielgruppen, sondern auch die älteren, etablierten Biker anspricht, da beide Gruppen für die Branche wichtig bleiben. Die Innovationskraft im Messekonzept wird ebenfalls eine entscheidende Rolle spielen: Die Integration digitaler Formate und Social-Media-Creator kann neue Besucher bringen, muss jedoch mit greifbaren Produkt- und Kaufanreizen verknüpft sein.

Darüber hinaus steht die Intermot vor der Herausforderung, sich gegenüber der EICMA in Mailand (neu) zu positionieren. Solange die EICMA ihre Rolle als europäische Leitmesse behält, wird die Intermot vor allem als nationale Drehscheibe fungieren müssen – mit begrenztem Wachstumspotenzial. Der Kooperation mit den einschlägigen Herstellern kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, um exklusive Produktpräsentationen zu sichern und damit auch wieder das Fachpublikum stärker anzusprechen.

Kaum eine andere Wahl

In der Summe wirkt die Neuausrichtung der Intermot als ebenso notwendiger wie alternativloser Schritt, um dem demografischen Wandel und der internationalen Konkurrenz etwas entgegen zu setzen. Ob dieser Weg jedoch zum Erfolg führt, wird von der weiteren Resonanz der Industrie und Besucherschaft abhängen. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die Kombination aus digitalen Formaten, Influencer-Events und klassischen Messeelementen die Intermot nachhaltig stabilisieren kann. Oder ob ihre Rolle weiter schrumpfen wird.